Auf in den Kampf: Ein nachhaltiger und erfolgreicher Plan!

Veröffentlicht: 06.07.2022
Lesezeit: ca. 6m
Author: Tobias

Jeder kennt sie, jeder hasst sie: Der klassische Problemfall - ich habe Cyano Bakterien in meinem Meerwasser-Aquarium. Dabei ist das eigentlich erstmal gar nicht so dramatisch. Mit unserem Blog-Beitrag möchten wir dir Möglichkeiten zeigen, wie wir Cyanos nachhaltig bekämpft haben und warum diese überhaupt erst aufkommen.

Cyano-Bakterien - was ist das überhaupt?

Bei Cyanobakterien, egal ob grün, rot oder eben lila handelt es sich um ein Bakterium, dass zur oxygenen Photosynthese im Stande ist. Klingt jetzt zunächst kompliziert, ist es aber nicht. Im Grunde sollten wir uns merken, dass Cyanobakterien eben in der Lage sind über Photosynthese Energie zu erzeugen und zu wachsen. Darauf gehen wir aber noch detaillierter ein.

Cyanobakterien oder auch Schmieralgen genannte Beläge sind eindeutig zu erkennen. Das Wachstum ist belagartig, ähnlich einem Teppich mit auslaufenden Fäden (siehe Bild). Die Teppiche sind sehr kompakt und können in der Regel sprichwörtlich abgeschält werden. Eine Verwechselung ist nahezu ausgeschlossen.

Meine Werte sind top - trotzdem habe ich Cyanos?!

Zunächst mal halten wir fest, dass Cyano-Bakterien im Ozean und somit auch in unserem Meerwasser-Aquarium latent vorhanden sind. Sie gehören somit fest zum Spektrum unserer Mikrobiologie. Also wie kann es sein, dass wir plötzlich eine Plage haben?

In der Natur ist alles ein Kampf. Ein Kampf um Lebensraum. Im Normalfall haben wir eine ausgewogene Balance zwischen allen diversen Bakterien und Tierchen, sodass das eine, das andere im Zaum hält. Wenn aber die Parameter verändert werden, vor allem zum Nachteil der Balance, dann haben spezielle Bakterien bessere Lebensumstände als das Gesamtsystem. Unser mikrobiologischer Kosmos gerät aus dem Gleichgewicht.

Cyano-Bakterien sind hervorragend dazu im Stande, vor allem auch, weil sie oxygene Photosynthese betreiben können, diese Disbalance auszunutzen. Schlimmer noch: Durch ihre hohe Reproduktionsrate verändern sie den Lebensraum immer mehr zu ihren Gunsten und verdrängen andere wichtige Teilnehmer in unserem Biotop. Wir sollten also handeln!

Gehen wir auf Spurensuche...

Wir wissen nun, dass Cyanobakterien sichtbar auftreten, wenn es in unserem System zu einer Disbalance gekommen ist. Die Parameter sind soweit aus dem Gleichgewicht, dass unsere Freundchen das nun optimal ausnutzen und bereits zu einer optisch sehr gut erkennbaren Kultur ausgewachsen sind. Unser Ziel ist nun: Das System wieder ins Gleichgewicht bringen.

Zunächst klären wir die Rahmenbedingungen:

  • Nährstoffhaushalt
    Sind deine Nährstoffwerte in Ordnung? Ist Phosphat nachweisbar ? Ist Nitrat nachweisbar ? Passt das Verhältnis von Phosphat und Nitrat?
  • Technik (insbesondere Licht)
    Ist dein Licht korrekt eingestellt? Passt das Lichtspektrum? Stimmt die Beleuchtungsdauer?
  • Grundparameter
    Prüfe deine grundsätzlichen Parameter: Karbonathärte , Kalizium , Magnesium und Dichte .
  • Bodengrund
    Es kann sein, dass sich im Bodengrund Kalziumphosphat gebildet hat - sogenannte Phosphatdepots. Cyanos sind in der Lage diese Depots zu nutzen. Daher kann es örtlich begrenzt zu einer Disbalance zwischen Phosphat und Nitrat kommen. Cleaningcrews helfen!
  • Im Zweifel: ICP-Analyse
    Sollten alle vorherigen Überprüfungen ok gewesen sein, hilft fast nur noch eine ICP-Messung . Sie gibt dir Aufschluss über weitere Parameter. Prüfe alle sorgfältig, ob es ggf. zu einer gravierenden Verschiebung gekommen ist.

Auf in den Kampf!

Wichtig: Ab jetzt heißt es wirklich messen, messen und messen. Durch die Disbalance - bspw. der Nährstoffe - können viele sensible Korallen ernsthafte Schäden nehmen bis hin zum ableben. Kritische Werte sollten sofort aber behutsam korrigiert werden.

Wir verstehen nun, womit wir es zu tun haben und verstehen wie es zu einer Plage kommen konnte. Jetzt müssen wir händisch eingreifen und unser Biotop wieder auf Spur zu bringen. Hierfür möchte ich euch verschiedene Werkzeuge an die Hand geben, die aber alle genutzt werden müssen - zumindest konnten wir damit sehr gute Erfolge erzielen.

#1 Technik-Check

Prüft eure Technik - auch regelmäßig. Insbesondere das Licht kann zu einem Ausbruch führen. Ist eure Belichtungszeit korrekt eingestellt (schon vorgekommen, dass der Aquariencomputer das T5-Licht nicht mehr ausschaltet)? Ist ggf. ein Tausch der Röhren fällig? Laufen alle Strömungspumpen rund und sauber etc. Prüft alle technischen Komponenten auf korrekte Arbeitsweise. Auch euer Osmose-Wasser!

#2 Grundparameter

Messt alle Werte einmal kurz durch. Durch die Veränderung im System kann es vorkommen, dass unsere Korallen weniger wachsen oder sogar das Wachstum vollständig einstellen. Eine zuvor optimale Karbonathärte Dosierung, kann jetzt viel zu hoch eingestellt sein - ebenso für Kalzium. Prüft also diese Werte ab sofort regelmäßig und korrigiert ggf. Wir empfehlen: Karbonathärte 7-8,5 dkH, Calcium: 380-450 mg/L, Magnesium: 1350-1450 mg/L, Salinität: 35 ppm.

#3 Nährstoffhaushalt balancieren

Dann prüfen wir unseren Nährstoffhaushalt. Stellt euren Nährstoffhaushalt ggf. wieder optimal ein. Nitrat sollte nachweisbar sein, wir empfehlen einen Wert von 2-5 mg/L. Ebenso Phosphat sollte nachweisbar sein, unsere Empfehlung: 0,05 - 0,08 mg/L. Das Verhältnis in etwa 1:100. Wichtig: Beide Werte müssen nachweisbar sein und in etwa im Verhältnis. Messt ab jetzt regelmäßig (täglich). Denkt daran: Veränderte Nährstoffsituationen können das Gleichgewicht stören und somit Platz und Raum für Monokulturen (Cyanos) schaffen.

#4 Bakterien Diversität

Es kann vorkommen, dass diverse Bakterienstämme bereits ausgerottet oder stark geschwächt sind. Wir benötigen allerdings eine Vielzahl unterschiedlicher Bakterien in unserem mikrobiologischen Kosmos. Wir stärken also extern unser Spektrum und führen gute Bakterien zu. Wir haben an dieser Stelle sehr gute Erfahrungen mit den Produkten von Nyos und Prodibio gemacht. Damit sorgen wir wieder für Konkurrenz und verschieben das Spektrum in Richtung Balance. Wichtig: Auch diese Bakterien benötigen Nahrung. Achtet weiterhin auf euren Nährstoffhaushalt und korrigiert ggf.

#5 Mechanische Störung

Bereits das bloße Stören durch mechanische Einwirkung kann sehr gut helfen. Cyanobakterien mögen es nicht gestört zu werden. Saugt daher die Beläge regelmäßig ab. Wichtig: Führt das abgesaugte Wasser nicht wieder dem Aquarium zu, sondern füllt frisches Salzwasser nach. Notfalls: Filtert das Wasser durch Watte und installiert einen weiteren UVC-Klärer im Technikbecken. Das ultraviolette Licht zerstört die Erbinformationen der Cyanos und hemmt somit die Reproduktionsrate. Ein Vliesfilter kann ebenfalls Wunder wirken. Durch die mechanische Störung geraten Fäden ins Freiwasser und werden vom Vliesfilter aufgefangen.

#6 Zugabe von speziellem Pythoplankton

Auch die Zugabe von speziellem Phytoplankton kann sehr gut in Kombination helfen. Das Phytoplankton beansprucht ebenfalls Lebensraum und steht somit in Konkurrenz zu den Cyano-Bakterien. Besorgt euch hochwertiges Phytoplankton und setzt es in Kombination mit den anderen Werkzeugen ein.

#7 Haltet das Lenkrad fest!

Habt ihr euch für einen Weg entschieden, dann haltet euer Lenkrad auch fest. Geduld und Konsequenz sind wichtig für die Bekämpfung der Cyanos. Häufiges (abbiegen) oder ändern des Planes funktioniert in der Regel nicht. Haltet also an eurem Plan fest und führt diesen mindestens für 3 Wochen aus. Meistens erledigt sich das Problem dann fast wie von allein :-).

Ich hoffe dieser Artikel hilft dir dabei, dein Meerwasser-Aquarium kurzfristig, aber auch nachhaltig von Cyanobelägen zu befreien. Mein Ansatz hierbei ist, es etwas ganzheitlicher und systematischer zu betrachten. Schaffen wir es also ein harmonisches Gleichgewicht beizubehalten, dann dürfen die Cyanos auch weiterhin in Einklang mit all den weiteren Teilnehmern leben und kämpfen. Und ganz nebenbei haben wir keine hässlichen Cyanoteppiche :-P.

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Artikel-Tags: Probleme Cyanos
Über den Autor Tobias

Schon immer hat sich Tobias ein Meerwasser-Aquarium gewünscht. 2018 war es dann soweit - der erste Nanowürfel wurde angeschafft. Seitdem ist er vom Meerwasser-Virus infiziert. Aktuell pflegt er sein privates 525XL und eine weitere SPS-Zuchtanlage und lebt dieses Hobby umso intensiver.

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Möglicherweiße helfen folgende Tipps:

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