So haben wir die Dinos in nur zwei Wochen besiegt

Veröffentlicht: 16.08.2022
Lesezeit: ca. 6m
Author: Philipp

Ein Blick in unser Aquarium verrät: Das sieht nicht gut aus. Nun erstmal Ruhe bewahren und überlegen – voreilige Handlungen führen in der Regel zu Misserfolg und damit ggf. zu Verlust von Tieren. In diesem Blogbeitrag möchten wir euch zeigen, wie wir die Dinoflagellaten besiegt haben und wieder ein harmonisches Gleichgewicht in unserem Ökosystem etablieren konnten.

Woher kommen Dinoflagellaten? Was sind sie überhaupt? Was mache ich jetzt?

Erster Schritt: Wir müssen wissen, womit wir es zu tun haben.

Die Dinoflagellaten

Von tollen Zooxanthellen zu blubbernden Schleimfäden

Dinoflagellaten erkennen Dinoflagellaten erkennen

Dinoflagellaten sind immer da, egal ob im Süß- oder Salzwasser, so auch bei uns im Meerwasser-Aquarium. Dinos sind also latent vorhanden und gehören fest zum biologischem Spektrum.

Weltweit gibt es über 2400 Arten – wovon wir allerdings nicht alle kennen müssen. Prinzipiell sind Dinoflagellaten keine Schädlinge, sondern gehören genauso zu den Riffbewohnern. Insbesondere als Symbiosepartner an den Korallen, sogenannte Zooxanthellen, sind wir unseren Freunden schon häufig begegnet. In einem gesunden Ökosystem werden die Dinos allerdings nicht zur Plage und halten mit dem gesamten Spektrum das Gleichgewicht.

Was passiert aber, wenn unser Gleichgewicht aus dem Ruder läuft?

Bspw. ein massenhaftes Absterben von Korallen kann dazu führen, dass diese ihr Gewebe abwerfen und somit sehr viele Dinoflagellaten ins Freiwasser gelangen. Häufig führt diese plötzliche Änderung zu einer Disbalance in unserem System und damit zu einem Ausbruch der Plage.

Ein weiterer Auslöser für die schnelle Ausbreitung können Disbalancen im Nährstoffhaushalt sein. Dinoflagellaten können sich hervorragend anpassen und verändern das Wasser im Anschluss zu ihren Gunsten. In jungen, so wie in älteren Becken können stark schwankende Nährstoffe und das auseinanderdriften des Verhältnisses von Phosphat und Nitrat der Grund für eine Massenvermehrung sein. Auch ein hoher Anteil an Kieselsäure (Silikat) kann zu einer Vermehrung von Kieselalgen führen, die eine hervorragender Nahrungsquelle für Dinos darstellen.

Dinoflagellaten können in großen Mengen giftig werden, sodass Schnecken und Seeigel beim Verzehr daran sterben. Bei sehr starker Ausbreitung im Meer können auch Fische und Vögel daran verenden, dieses Phänomen nennt sich „Red Tide“ oder "Rote Flut".

Die Identifizierung

Wie erkenne ich Dinoflagellaten gesichert?

Dinoflagellaten unter dem Mikroskop Dinoflagellaten unter dem Mikroskop

Um unsere kleinen Plagegeister gesichert zu identifizieren, kommen wir um die Nutzung eines Mikroskopes nicht herum. Unter entsprechender Vergrößerung lassen sich Dinoflagellaten sehr einfach identifizieren.

Nun schaut man durch die Linse des Mikroskops (ein Kindermikroskop ist ausreichend): Dinoflagellaten sehen leicht orange-gelblich aus und sind oval. Dinos bewegen sich sehr schnell und sind an ihrem Bewegungsmuster eindeutig zu erkennen (Ihr wisst, was wir meinen wenn ihr sie unter dem Mikroskop seht).

Unser Schlachtplan

Zunächst klären wir die Rahmenbedingungen:

  • Nährstoffhaushalt
    Sind deine Nährstoffwerte in Ordnung? Ist Phosphat nachweisbar ? Ist Nitrat nachweisbar ? Passt das Verhältnis von Phosphat und Nitrat?
  • Technik (insbesondere Licht)
    Ist dein Licht korrekt eingestellt? Passt das Lichtspektrum? Stimmt die Beleuchtungsdauer?
  • Grundparameter
    Prüfe deine grundsätzlichen Parameter: Karbonathärte , Kalizium , Magnesium und Dichte .
  • Im Zweifel: ICP-Analyse
    Sollten alle vorherigen Überprüfungen ok gewesen sein, hilft fast nur noch eine ICP-Messung . Sie gibt dir Aufschluss über weitere Parameter. Prüfe alle sorgfältig, ob es ggf. zu einer gravierenden Verschiebung gekommen ist.

Wichtig: Ab jetzt heißt es wirklich messen, messen und messen. Durch die Disbalance - bspw. der Nährstoffe - können viele sensible Korallen ernsthafte Schäden nehmen bis hin zum ableben. Kritische Werte sollten sofort, aber behutsam korrigiert werden.

Da wir nun wissen, womit wir es zutun haben und vor allem wie es zu einer Plage kommen konnte, können wir nun eingreifen und unser System wieder auf Kurs bringen. Hierfür möchte ich euch verschiedene Werkzeuge an die Hand geben, die aber alle genutzt werden müssen - zumindest konnten wir damit sehr gute Erfolge erzielen.

#1 Technik-Check

Prüft eure Technik - auch regelmäßig. Insbesondere das Licht kann zu einem Ausbruch führen. Ist eure Belichtungszeit korrekt eingestellt (schon vorgekommen, dass der Aquariencomputer das T5-Licht nicht mehr ausschaltet)? Ist ggf. ein Tausch der Röhren fällig? Laufen alle Strömungspumpen rund und sauber etc. Prüft alle technischen Komponenten auf korrekte Arbeitsweise. Auch euer Osmose-Wasser!

#2 Grundparameter

Messt alle Werte einmal kurz durch. Durch die Veränderung im System kann es vorkommen, dass unsere Korallen weniger wachsen oder sogar das Wachstum vollständig einstellen. Eine zuvor optimale Karbonathärte Dosierung, kann jetzt viel zu hoch eingestellt sein - ebenso für Kalzium. Prüft also diese Werte ab sofort regelmäßig und korrigiert ggf. Wir empfehlen: Karbonathärte 7-8,5 dkH, Calcium: 380-450 mg/L, Magnesium: 1350-1450 mg/L, Salinität: 35 ppm.

#3 Nährstoffhaushalt balancieren

Dann prüfen wir unseren Nährstoffhaushalt. Stellt euren Nährstoffhaushalt ggf. wieder optimal ein. Nitrat sollte nachweisbar sein, wir empfehlen einen Wert von 2-5 mg/L. Ebenso Phosphat sollte nachweisbar sein, unsere Empfehlung: 0,05 - 0,08 mg/L. Das Verhältnis in etwa 1:100. Wichtig: Beide Werte müssen nachweisbar sein und in etwa im Verhältnis. Messt ab jetzt regelmäßig (täglich).

Bubblescraping in Aktion Bubblescraping in Aktion

#4 Bakterien Diversität

Es kann vorkommen, dass diverse Bakterienstämme bereits ausgerottet oder stark geschwächt sind. Wir benötigen allerdings eine Vielzahl unterschiedlicher Bakterien in unserem mikrobiologischen Kosmos. Wir stärken also extern unser Spektrum und führen gute Bakterien zu. Wir haben an dieser Stelle sehr gute Erfahrungen mit den Produkten von Nyos und Prodibio gemacht. Damit sorgen wir wieder für Konkurrenz und verschieben das Spektrum in Richtung Balance. Wichtig: Auch diese Bakterien benötigen Nahrung. Achtet weiterhin auf euren Nährstoffhaushalt und korrigiert ggf.

#5 Bakterien Boost

Neben den dosierten Bakterienpräparaten geben wir unserem Becken behutsam Kohlenstoff hinzu. Wir haben hierfür Vodka verwendet. Wichtig: Haltet den Nährstoffhaushalt im Blick. Durch die Gabe von Kohlenstoff werden alle Bakterien veranlasst sich zu vermehren. Das muss unser Nährstoffhaushalt auffangen können.

#6 Bubble Scraping - die mechanische Störung

Um die Dinoflagellaten zum einen in die Wassersäule zu befördern und damit in unsere Filterung, haben wir eine Luftmembranpumpe an unserer Rückförderpumpe installiert. Diese sorgt für kleine Mikroblasen im gesamten Aquarium, die sich dann an den Dinoflagellaten anhaften und diese schließlich an die Wasseroberfläche transportieren. So werden die Dinos effektiv unserem UVC Gerät im Technikbecken zugeführt. Das UVC Gerät sorgt dann im Weiteren für eine Hemmung der Vermehrung durch Veränderung des Erbgutes. Wir halten dieses Werkzeug für sehr wichtig!

Der Powerfilter beseitigt viele Dinoflagellaten Der Powerfilter beseitigt viele Dinoflagellaten

#7 Power Filter - Mechanische Störung

Für den Power-Filter haben wir eine alte Pumpe genommen, an die wir ein Rohr befestigt haben, in das wir vorher Löcher gebohrt haben. Dieses Rohr haben wir dann mit Filterwatte ummantelt. Unsere Konstruktion haben wir im Anschluss oben in das Becken gehängt. Der Power-Filter sorgt für zusätzliche mechanische Störung – vor allem in Kombination mit #6 Bubble Scraping. Wichtig: Tauscht regelmäßig die Filterwatte.

Das finale Ergebnis - keine Dinoflagellaten mehr Das finale Ergebnis - keine Dinoflagellaten mehr

Geduld zahlt sich aus

Jetzt heißt es warten

Jetzt heißt es Zähne zusammenbeißen und durchhalten. Am besten bleibt man seinem Ansatz treu und wechselt nicht wöchentlich zwischen unterschiedlichen Ansätzen. Bereits nach einer Woche konnten wir erste Erfolge feststellen. Die Beläge wurden sichtbar weniger und sowohl der Powerfilter, als auch unser Vliesfilter hatten sich zunehmend mit Dinoflagellaten zugesetzt. Nach zwei Wochen war unser gesamtes Aquarium frei von sichtbaren Dinos. Im Anschluss haben wir Abschäumer, Vliesfilter und Powerfilter gewartet und gereinigt.

Ich hoffe, dieser Artikel konnte dir einen guten Einblick in unsere Methode, Dinos erfolgreich und vor allem nachhaltig zu besiegen geben. Wenn ihr Fragen habt, meldet euch gerne via E-Mail oder Social Media.

Kommentare
Aktuell keine Kommentare vorhanden, sei der Erste 😁.
Kommentar verfassen
Name *
E-Mail: *
1000 / 1000 Zeichen

Kommentare werden vor der Veröffentlichung durch unsere Moderatoren geprüft und freigeschaltet.

Über den Autor Philipp

Philipp kam zum ersten Mal 2019 mit dem Thema Meerwasser in Berührung, sofort war er fasziniert von dem Thema und den Bewohner der Unterwasserwelt. Im Moment liebt er seinen Nanowürfel im Büro, in dem nur zwei Clownfisch und Anemonen wohnen und nebenbei kümmert er sich noch um die 2000l Zuchtanlage.

Wir konnten leider keine Ergebnisse finden.

Möglicherweiße helfen folgende Tipps:

  • Achte darauf, dass alle Wörter richtig geschrieben sind.
  • Probiere es mit anderen Suchbegriffen.
  • Probiere es mit allgemeineren Suchbegriffen.
Kategorien
Letzte Einträge
Tags
Werbung