Licht an – und Feuer frei für alle Organismen…

Veröffentlicht: 06.09.2022
Lesezeit: ca. 6m
Author: Tobias

Hallo liebe Meerwasser-Aquarianer und begeisterte Blog-Leser, wir befinden uns mittlerweile an Tag 34 und es gibt wieder einige Neuigkeiten, die wir euch nicht vorenthalten möchten.

In diesem Blogbeitrag möchten wir euch vorstellen, wann wir unser Aquarienlicht angeschaltet haben, warum wir dieses jetzt angeschaltet haben und wie es jetzt weitergeht. Ferner haben wir bereits alle Fische eingesetzt und unseren Besatz komplettiert. Viel Spaß beim Lesen!

Ein kleiner Rückblick

Schauen wir uns an, was bereits passiert ist

Vor genau 34 Tagen haben wir die Technik eingeschaltet und das Becken mit Wasser geflutet. Bis zum 28 Tag blieb das Aquarienlicht vollständig ausgeschaltet, um unserer nitrifizierenden Bakterienfauna einen Vorsprung zu geben. Zusätzlich haben wir ab Tag 1 Bakterienimpfpräparate eingesetzt und als Nährstoffquelle zwei gefrorene Shrimps hinzugegeben.

Jetzt hieß es abwarten, bis der Ammonium-Alert wieder auf „grün“ umschaltet und somit sichergestellt ist, dass bereits nitrifizierende Bakterien für die Umwandlung von Ammonium zu Nitrit vorhanden sind. Dies war dann bereits im letzten Blogbeitrag der Fall und somit konnten wir weitere robuste Fische als Ammoniumlieferanten einsetzen. Diese sorgen dafür, dass weiterhin Nährstoffe durch die Fütterung hinzugefügt werden und unsere Nitrifikationskette nicht vom Fundament her stoppt.

Nun galt es abzuwarten bis sich die zweite Etappe der nitrifizierenden Bakterien gebildet hatte – nämlich solche Bakterien, die Nitrit wiederum in Nitrat umwandeln. Das lässt sich sehr einfach über einen Nitrit-Test nachweisen. Messen wir also sehr wenig bis kein Nitrit, können wir davon ausgehen, dass die Nitrat-Messung stimmt und somit diese Hürde auch genommen ist.

An diesem Punkt haben wir einen Teilwasserwechsel (ca. 35%) durchgeführt und unser Aquarienlicht angeschaltet. Der Nitratwert betrug ca 25mg/L.

Jetzt wird's voll: die Doktoren kommen

Unser Aquarienbesatz wird vollständig eingesetzt

Zebrasoma flavescens (Hawaii Doktor) Zebrasoma flavescens (Hawaii Doktor)

An Tag 28 konnten wir, wie bereits oben erwähnt einen Nitratwert von ca. 25 mg/L nachweisen. Nitrit ist auf nahezu 0 gesunken und der Ammoniumwert unter 0,02 mg/L. Das war für uns der Zeitpunkt die Aquarienbeleuchtung einzuschalten. Wir schalten das Licht allerdings nicht auf 100% ein, sondern nutzen die eingebaute Akklimmarisierungsfunktion bei 10% und steigern das Licht über die nächsten 30 Tage auf die gewünschte Intensität von ca 60% LED und 100% T5. Die Devise ist: Schön langsam und behutsam – die Doktoren sollen ja ggf. hinterherkommen 😊.

Zudem haben wir unseren Besatz wie ihr unserem letzten Artikel „reefspy.de SPS Show Tank – Besatzplanung“ nachlesen könnt, nachgesetzt. Hinzu kamen ein Zebrasoma flavescens (Hawaii Doktor), ein Zebrasoma scopas (Brauner Segelflossendoktor), ein Siganus magnificus (Andamanen Fuchsgesicht) und ein Salarias fasciatus (Algenblenny).

Unser vollständiger Besatz sorgt nun für weitere Nährstoffe und bringt einige Nützlichkeiten mit sich. Aufkommender Algenwuchs, bspw. durch Kieselalgen werden von unserer Veggie-Crew direkt in Anspruch genommen und die Nährstoffe lösen sich wieder in der Wassersäule. Da wir zu diesem Zeitpunkt immer noch keine Korallen pflegen, sind uns die aufkommenden Nährstoffwerte fast egal. Wir halten Phosphat bei möglichst unter 0,15 und Nitrat unter 20 mg / L. Dies steuern wir durch die Fütterung unserer Fische.

Nächster Schritt: Denitrifikation

So kommen die Nährstoffe auch ohne Korallen wieder aus dem Becken

Erster Kieselalgenaufwuchs Erster Kieselalgenaufwuchs

Viele denken sich jetzt vielleicht: Ja, aber dann müssten die Nährstoffe doch jetzt theoretisch durch die Decke gehen?! Schließlich füttern wir unsere Fische und haben keinerlei Korallen. Die Algen freuen sich doch…

Ja, die Algen freuen sich natürlich auf vorhandene Nährstoffe und Energie in Form von Aquarienlicht. Aber: Einerseits haben wir das Licht in der Intensität heruntergeregelt und andererseits haben wir unsere Veggie-Crew. Unser Plan ist also der folgende: Der aufkommende Algenbewuchs – zunächst in Form von Kieselalgen soll von unseren Fischbesatz gefressen werden. Genauso wie der externe Futtereintrag durch uns Menschen wird auch das gefressene Futter der Fische im Becken wieder auf natürliche Weiße ausgeschieden und dem Stickstoffhaushalt verfügbar gemacht. Somit sollte sich das Futter in Form von Phosphat und Nitrat in der Wassersäule anreichern.

Genau diese Nährstoffe benötigen allerdings die denitrifizierenden Bakterien, welche unter Sauerstoffausschluss dieses Nitrat wieder in gelösten Stickstoff überführt und über die Wasseroberfläche in die Umgebungsluft abgeben. Diese Bakterien benötigen für die Vermehrung etc. auch Phosphat. Das ist aktuell unser primärer Nährstoffexport (neben aller Technik).

Status Quo

Wo liegen denn eigentlich unsere Wasserwerte aktuell?

Folgende Wasserwerte haben wir heute – am 06.09.2022 gemessen:

  • Dichte: 34,6 ppt
  • Alkalinität: 6,4 dkH
  • Kalzium: 430 mg / L
  • Magnesium: 1480 mg / L
  • Phosphat: 0,15 mg / L
  • Nitrat: > 4 aber < 15 mg / L

Gehen wir die Messwerte kurz gemeinsam durch:

Alkalinität

Interessant hier ist, der immer wieder „schwingende“ Karbonathärte-Wert. Die Vorgänge innerhalb der Bakterienfauna reduzieren nämlich genauso unseren Alkalinitäts-Wert wie es Korallen tun. Diese Schwankungen können wir jetzt wunderbar mit unseren Ballingsalzen ausgleichen, ohne auf Korallen Rücksicht nehmen zu müssen. Daher haben wir den KH Wert abermals auf 7,5 angehoben. Bis heute haben wir sicherlich ca. 500-700ml Balling Light KH zugegeben – ein ganz beachtlicher Wert, wie wir finden.

Kalzium

Der Kalzium-Wert ist eigentlich seit Start ziemlich stabil ohne große Veränderungen. Wir haben bislang kein Kalizium dosiert. Nachdem noch keine kalizifierenden Organismen wachsen, haben wir diese Beobachtung auch so vermutet.

Magnesium

Der Magnesiumwert ist leicht erhöht, was ziemlich sicher an der Anwendung des Produktes „Coralline“ von ARKA liegt. Das Produkt wurde uns vertrauenswürdig empfohlen, um die Vermehrung der Kalkrotalgen zu beschleunigen. Sobald wir nämlich Kalkrotalgenwachstum feststellen können, beginnen wir mit ersten robusten SPS-Korallen – aber dazu später mehr.

Phosphat

Unser Phosphatwert ist ebenfalls stabil. Durch unsere Fütterung beeinflussen wir maßgeblich diesen Wert. Fällt unser Phosphatwert unter 0,12 mg / L erhöhen wir die Fütterung leicht und andersherum reduzieren wir diese ein wenig. Was an dem Wert auch ablesbar ist, dass allerlei Bakterien ebenfalls Phosphat benötigen und dieses reduzieren.

Nitrat

Zunächst hatten wir eine Nitrit-Messung durchgeführt, um sicher zu stellen, dass unsere Nitrat-Messung nicht davon beeinflusst wird. Der Nitritwert war kaum nachweisbar und somit können wir ebenfalls aus dem Nitratwert einige Rückschlüsse ziehen. Eigentlich müsste der Nitratwert ja unaufhörlich steigen – wir konnten allerdings zunächst eine Stagnation und im Anschluss eine Reduktion feststellen. Es scheint so, als würden sich die denitrifizierenden Bakterien entwickeln.

Wie geht es jetzt weiter?

Wir impfen Kalkrotalgen und harren der Dinge

Kalkrotalgen Kalkrotalgen

Für unseren nächsten Schritt warten wir auf das Wachstum von Kalkrotalgen. Diese sind ein Indikator dafür, dass kalzifizierende Organismen in der Lage sind, sich in unserem Habitat zu vermehren. Nachdem wir Korallen halten und pflegen wollen und diese ebenfalls ihr Skelett über Kalzifizierung aufbauen, halten wir Kalkrotalgenwachstum für einen guten Hinweis, dass es auch mit ersten robusten SPS-Korallen funktionieren könnte.

In unserem sterilen Start-System haben wir allerdings keinerlei Kalkrotalgen und bekanntlich entstehen diese auch nicht aus dem Nichts. Daher haben wir uns aus unserem Ablegertank einige leere Schneckenhäuser, kleinere Steinchen etc. mit schönen Kalkrotalgen geholt und vorbereitet. Diese Kalkrotalgen-Spender haben wir dann ordentlich geschüttelt, um Abrieb zu erzeugen und im Anschluss unseren SPS-Show Tank damit angeimpft (interessant wie rosa das Wasser dadurch wird.).

Tja, jetzt heißt es weiter warten 😊. Allerdings dürfen wir jetzt schon unseren wunderschönen Tieren dabei zusehen, wie sie aufkommende Kieselalgenbeläge abzupfen und ihr neues Zuhause immer mehr erkunden. Wir halten weiterhin unsere Wasserwerte – insbesondere unsere Nährstoffe im Blick und reagieren entsprechend.

Kommentare (1)
Sabine schrieb
am 08.09.2022 17:52 Uhr
Echt cooler Beitrag! Danke euch dafür!
reefspy.de antwortete
am 08.09.2022 17:53 Uhr
Danke für deinen Kommentar. Gerne <3
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Artikel-Tags: sps aquarium licht showtank
Über den Autor Tobias

Schon immer hat sich Tobias ein Meerwasser-Aquarium gewünscht. 2018 war es dann soweit - der erste Nanowürfel wurde angeschafft. Seitdem ist er vom Meerwasser-Virus infiziert. Aktuell pflegt er sein privates 525XL und eine weitere SPS-Zuchtanlage und lebt dieses Hobby umso intensiver.

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