Unsere Methode bzw. Idee für ein funktionierendes Ökosystem

Veröffentlicht: 08.08.2022
Lesezeit: ca. 5m
Author: Tobias

Wer unsere vorherigen Blogbeiträge zu diesem Thema gelesen hat, vermutet schon, dass auch unser „Einfahr-Prozess“ sich von anderen – vielleicht auch etablierten – Gedanken verabschiedet und wir einen neuen bzw. anderen Weg testen und ausprobieren möchten. Jeder Meerwasser-Aquarianer weiß es, die Meerwasser-Aquaristik ist ein stetiger Lernprozess. Vieles ändert sich, neues wird probiert und der Entdeckergeist wird vollumfänglich befriedigt. In diesem Blogbeitrag bekommst du einen Einblick darüber, welche Gedanken und Ansätze wir in diesem Projekt verfolgen.

Alles bereit - was nun?

Technik passt, Riffaufbau ist abgeschlossen und jetzt kann es los gehen

Zuallererst setzen wir unseren Riffaufbau vorsichtig in das Aquarium ein. Wichtig ist, dass dies vor dem Hinzufügen des Sandbettes geschieht, da sonst die Gefahr besteht, dass der Aufbau von grabenden Tieren verschoben wird bzw. kippt. Daher unser Tipp: Immer zuerst Gestein.

Daraufhin haben wir noch feine Änderungen an der Position des Aufbaus vorgenommen. Im Anschluss verteilen wir grob unseren Sand um den Riffaufbau herum und streichen ihn rudimentär flach. Die Strömung wird später sowieso maßgeblich Einfluss nehmen. Kleiner Tipp am Rande: Wascht euren Sand ordentlich aus – insofern es sich um toten Sand handelt. Wir haben das leider im Eifer des Gefechtes vergessen und mussten mit der einhergehenden Trübung leben. Nicht weiter schlimm: Abschäumer und Vliesfilter werden das später klären.

Das passiert, wenn man den Aquariumsand nicht spühlt Das passiert, wenn man den Aquariumsand nicht spühlt

Wasser Marsch!

Alles ist an Ort und Stelle - jetzt füllen wir das Becken

Nachdem nun Gestein und Sand dort sind wo wir sie haben wollen, die Technik sauber installiert ist und alles weitere passt, füllen wir unser Becken vollständig mit Osmosewasser auf. An dieser Stelle haben wir großen Wert darauf gelegt, dass unser Osmosewasser von hoher Qualität ist. Dies haben wir durch Umkehrosmoseanlage mit zwei nachgeschalteten Mischbettharz Filtern gewährleistet. Im Anschluss wurde das fertig gefüllte Becken noch entsprechend aufgesalzt (35ppm).

Das Becken lief so ca. einen Tag, bis sich das Salz vollständig gelöst hatte. Eine kurze Messung mit der Spindel bestätigt uns die Dichte von 35ppm und ein kleine optische Prüfung ob alles weiterhin Dicht ist gab uns das OK für weitere Schritte.
Hinweis: Die Beleuchtung ist ausgeschaltet!

Sofort-Start - oder doch nicht?

Fische rein, Korallen rein und genießen

Wir entscheiden uns an dieser Stelle absolut gegen den Sofort-Start und das zügige Besetzen mit Fisch und Korallen. Nach unserem Verständnis können wir noch gar keinen entsprechenden Lebensraum zur Verfügung stellen.

Korallen ernähren sich nach unserer Erfahrung nicht nur von Licht, sondern zudem über partikuläre Nahrung (Korallenfutter), als auch über Plankton und vor allem Bakterien. Diese Säulen unseres Ökosystems können zu diesem Zeitpunkt noch gar nicht ausreichend etabliert sein.

Daher bleibt das Licht vorerst ausgeschaltet und wir müssen mit purem Gestein vorlieb nehmen.

Der mikrobiologische Kosmos

Lebt schon was? Natürlich nicht!

Aufgrund unseres kompletten Tot-Startes ist das Becken aktuell höchst steril. Da wir ein vollständiges Ökosystem anstreben und keinerlei fremde Hilfe in Form von Lebendgestein o.ä. in Anspruch nehmen müssen wir für alles selbst Sorge tragen.

Wie jeder Meerwasser-Aquarianer bereits schon mal gehört hat, beginnt alles mit einem funktionierenden Stickstoff-Kreislauf – der Nitrifikation und Denitrifikation. Diesen Kreislauf etablieren Bakterien, welche in der Regel mit Lebendgestein oder Korallen dem System hinzugefügt werden. Da wir jedoch weder das eine noch das andere hinzufügen, haben wir unser Becken mit unterschiedlichen Bakterienpräparaten geimpft.

Feed the Ghostfish!

Essen für unsere unsichtbaren Gäste

Auch Bakterien können nicht nur von Luft und Liebe leben – oder streng genommen von sterilem Salzwasser. Daher müssen wir unserem System Nährstoffe hinzufügen, die von entsprechenden Bakterien verwertet werden. Unsere Lösung: Wir haben zwei tiefgefrorene Garnelen ins Becken gegeben. Diese sorgen mit ihrem langsamen Zersetzungsprozess für allerlei Nährstoffe. Zudem füttern wir unser Becken mit geringen Mengen Flockenfutter – feed the Ghostfish eben.

Das Spiel mit dem Licht

Aktuell brauchen wir kein Licht

Ammonia Alert im Einsatz Ammonia Alert im Einsatz

Um unseren neuen Bewohnern (Bakterien), das Leben etwas einfacher zu gestalten, lassen wir das Licht weiterhin ausgeschaltet. Unser Plan ist es, den jeweiligen Bakterien den Kampf um Lebensraum somit zu vereinfachen und zu einer entsprechenden Population zu wachsen.

Licht hat wahnsinnig viel Energie und ist wesentlich effizienter zu verarbeiten als gelöste Nährstoffe im Wasser. Daher gewinnt ein Lebewesen, dass Photosynthese betreibt, den Kampf um Lebensraum.

Der Stickstoff Kreislauf

Von Ammonium zu Nitrat

Damit wir nicht nur den Ghostfish füttern müssen, sondern auch echte und vor allem sichtbare Fische halten können, sollte kein bzw. kaum Ammonium nachweisbar sein. Wir haben uns dafür entschieden, diesen Schritt entspannt abzuwarten und etwaigen ersten Fischen ein optimales Habitat zu bieten. Dafür haben wir ein einfaches Tool installiert – den „Ammonium-Alert“.

Erstens sehen wir wunderbar, was bakteriell aktuell geschieht und zweitens können wir den Zeitpunkt für die ersten Fische sehr gut abschätzen.

Sobald wir gesehen haben, dass das Ammonium gestiegen ist und wieder abfällt, können wir davon ausgehen, dass sich der Stickstoff-Kreislauf ausreichend etabliert hat und unser System bereit für erste Fische ist.

Erstes Leben erwacht

Wassertrübung und schmierige Beläge

Bereits einige Tage nach Zugabe der Bakterien konnten wir erste Zersetzungsprozesse der Garnelen beobachten. Zudem spürt man eindeutig schmierige Beläge an Glasscheiben und Gestein. Durch ein erstes Putzen der Scheiben werden die Bakterienbeläge schön sichtbar.

Verifiziert wird diese Beobachtung durch den Ammonium-Alert. Aktuell hat er von gelb „kein Ammonium“ zu grün „geringes Ammonium“ umgeschlagen. Wir sind gespannt, wie es weiter geht.

Der Nebel lichtet sich und das Wasser klart langsam auf Der Nebel lichtet sich und das Wasser klart langsam auf
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Artikel-Tags: sps aquarium cycle showtank
Über den Autor Tobias

Schon immer hat sich Tobias ein Meerwasser-Aquarium gewünscht. 2018 war es dann soweit - der erste Nanowürfel wurde angeschafft. Seitdem ist er vom Meerwasser-Virus infiziert. Aktuell pflegt er sein privates 525XL und eine weitere SPS-Zuchtanlage und lebt dieses Hobby umso intensiver.

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